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"Oh wie herrlich ist die Fasnet, oh wie schön ist doch die Welt. Wir verkaufen unsern Landrat und versaufen dann sein Geld." Die Schwäbische Zeitung veröffentlicht unsere Stellungnahme zum Schreiben von Landrat Heiko Schmid ...

SZ

Nach der Absage von Landrat Heiko Schmid, nicht am traditionellen Froschkutteln am Fasnetsdienstag in Riedlingen teilzunehmen, hat sich die gastgebende Narrenzunft Gole zu Wort gemeldet.

„Wir bedauern, dass der Landrat des Landkreises Biberach beim Froschkuttelnessen nicht dabei sein wird. Aber das, was Büttel Wolfgang Böck bei unserem Narrenball auf der Bühne bezüglich Heiko Schmid gesagt hat, ist nicht menschenverachtend. Es gibt nichts zu entschuldigen“, sagte Christoph Selg, Pressesprecher des Narrenrates der Golezunft, dieser Zeitung.

War die Büttenrede in Riedlingen menschenverachtend?

„Wir hätten uns schon gefreut, wenn Heiko Schmid am Fasnetsdienstag eine schön gereimte Rede geboten und im närrischen Geiste dagegen gehalten hätte.“ Allerdings habe der Landrat mit seinem zweiseitigen, öffentlichen Schreiben an Thomas Maichel, Zunftmeister der Narrenzunft Gole, einen Ton angeschlagen, der zu weit gehe.

„Uns bewegt, auf welcher Ebene der Landrat argumentiert: Er bezieht sich auf Anfeindungen, Rassismus und die Morde in Hanau, Kassel sowie den Anschlag in Halle.“ Es sei übertrieben, diese Sachverhalte mit den lokalpolitischen Äußerungen von Wolfgang Böck zu vergleichen.

Die Schließung des Krankenhauses in Riedlingen und die närrischen Folgen

In seiner schriftlichen Kritik an der Büttenrede von Wolfgang Böck beruft sich Heiko Schmid vor allem auf die Reim-Passage „Oh wie herrlich ist die Fasnet, oh wie schön ist doch die Welt. Wir verkaufen unsern Landrat und versaufen dann sein Geld.“

Böck trug diese Zeile beim Riedlinger Narrenball am vergangenen Donnerstag vor und spielte dabei auch auf die Schließung des Riedlinger Krankenhauses an. Am Sonntag reagierte der Landrat verstimmt und kündigte sein Fernbleiben vom Froschkutteln an.

Es gehört zur Rolle des Büttels, die Wolfgang Böck beim Narrenball eingenommen hat, auch Lokalpolitisches närrisch zu kommentieren.

Christoph Selg
„Die Narrenzunft will kein Öl ins Feuer gießen. Wenn es in den kommenden Tagen ein Gespräch mit den beteiligten Personen geben wird, dann nehmen wir daran teil. Uns tut es leid, dass sich Landrat Heiko Schmid gekränkt fühlt. Allerdings gehört es zur Rolle des Büttels, die Wolfgang Böck beim Narrenball eingenommen hat, auch Lokalpolitisches närrisch zu kommentieren. Und das Thema Krankenhaus bewegt die Menschen in Riedlingen“, merkte Christoph Selg an.

Kommentar zur "Froschkuttelnessen"-Absage

von Berthold Ruess, Schwäbische Zeitung

Der Landrat hat sicher recht mit seiner Aussage, dass auch in der Fasnet nicht alles erlaubt ist und bei einer närrischen Rede nicht alles gesagt werden darf.

Beleidigungen stellen auch dann einen Straftatbestand dar, wenn sie im Narrenhäs geäußert werden, und Diskriminierungen bleiben auch solche, wenn sie in der fünften Jahreszeit geschehen.

Allerdings gehören auch Anspitzungen und Übertreibungen zum üblichen Repertoire von Narrenreden. Das müssen Amts- und Mandatsträger bisweilen aushalten, gerade während der Fasnet.

Dass der Biberacher Landrat jetzt so dünnhäutig reagiert, mag auch den oft heftig geführten Diskussionen in der Vergangenheit zu einem heiklen Riedlinger Thema geschuldet sein, der Schließung des örtlichen Bettenhauses der Sana-Klinik.

Mit seinem Verweis auf den Kreistagsbeschluss hat er ja recht. Seine Vorhaltung, die Fasnet werde hier als Vehikel benutzt, ihn als Person „herabwürdige“, ist aber deutlich überzogen.

Völlig unangebracht ist der Bogen, den Schmid bei dieser Gelegenheit zu den Bluttaten von Halle, Hanau und Kassel spannt. Schmid nimmt hier eine Opferrolle ein, die ihm nicht zukommt.

Statt eines Brandbriefs, der in Mehrfertigung auch an den Ministerpräsidenten ging, hätte sich der Landrat mit einer flammenden Rede beim Froschkuttelessen revanchieren können. Das wäre angemessen gewesen.


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